Sexuelle Ausbeutung von Frauen, Kinderarbeit, unmenschliche Arbeitsbedingungen, Wucher und Gewalt sowie die weltweite Missachtung von Flüchtlings- und Menschenrechten - das sind nur einige Eigenschaften, die den globalen Menschenhandel und Menschenschmuggel prägen, so Moises Naim in seinem hochaktuellen Schwarzbuch des globalisierten Verbrechens. Detailliert und anschaulich vermittelt der ehemalige Weltbankdirektor die verschiedenen Aspekte der „neuen globalen Sklaverei“. So beschreibt Naim die Motive der betroffenen Menschen ebenso wie deren Abhängigkeit und Schutzlosigkeit in den Händen der Schmuggler, meist durch Zwangsarbeit oder Prostitution. Naim versucht die Transitwege der Menschenhändler sowie deren Beziehungen in die politischen und administrativen Systeme der Nationalstaaten nachzuzeichnen und skizziert so das weit verzweigte System des internationalen Menschenhandels. Darüber hinaus spricht er heikle Themen wie den Status von Migranten ohne gültige Papiere bzw. ohne legalen Aufenthaltsstatus und die Versäumnisse der Einwanderungsländer bei der Bekämpfung des weltweiten Menschenhandels an, so z. B. bei der Ratifikation internationaler Abkommen.
Der internationale Menschenhandel ist nur eines von fünf global vernetzten Verbrechen, die Naim in seinem Report analysiert. Ferner zeigt er, wie präzise, effizient und skrupellos die Netzwerke des internationalen Waffen- und Menschenhandels, der globalen Drogenmafia, der weltweiten Geldwäsche und Markenpiraterie funktionieren und wie deren weit reichender Einfluss die internationale Politik verändert. Besonders spannend beschreibt der Wirtschaftsexperte Naim, wie diese Netzwerke miteinander funktionieren und einander bedingen. Keines dieser globalen Verbrechen existiert isoliert von den anderen. So bedient sich z. B. jedes dieser kriminellen Netzwerke auch der illegalen Migration, sei es für den Schmuggel von Drogen oder Waffen über nationale Grenzen hinweg, den Verkauf von Raubkopien oder Rauschgift in den Ankunftsländern oder als „unsichtbares Zahlungsmittel“ durch die Vermittlung von Zwangsarbeitern oder Zwangsprostituierten. Ein erfolgreicher Kampf gegen die Systeme globalen Verbrechens ist laut Naim nicht aussichtslos, wenn aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt wird. Moises Naim, aktueller Chefredakteur der amerikanischen Zeitschrift „Foreign Policy“, ist mit seinem Schwarzbuch ein brandaktuelles und wichtiges Werk gelungen, welches in einer klaren Sprache die verschiedenen Aspekte der globalisierten Schattenwirtschaften aufzeigt, analysiert und Konsequenzen für einen erfolgreichen Kampf gegen sie zieht. th
Moises Naim: Das Schwarzbuch des globalisierten Verbrechens, Piper-Verlag München 2005, ISBN: 3-492-04790-4; 22,90 Euro, Online-Bestellung unter: www.piper.de