Die Versorgung der afghanischen Bevölkerung mit Hilfsgütern wurde auch in den vergangenen Wochen fortgesetzt (vgl. MuB 1/02). Während die Zahl der nach Afghanistan zurückkehrenden Flüchtlinge weiter anstieg, führte die Hungersnot im Süden des Landes zu neuen Fluchtbewegungen. überdies wurde die Versorgung eines Teils der Not leidenden Bevölkerung noch immer durch anhaltende Sicherheitsprobleme erschwert.
Nach Angaben des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) konnten noch nicht alle Bedürftigen mit Hilfsgütern versorgt werden. WFP verfügt zwar über ausreichend Lebensmittel, um etwa 6 Mio. Menschen zu versorgen, konnte bislang allerdings nur die Hälfte erreichen. Hauptursache hierfür war, dass die Arbeit der humanitären Organisationen in verschiedenen Regionen des Landes nach wie vor durch die prekäre Sicherheitslage behindert wurde. Indessen gelang es WFP Anfang Januar, die Bevölkerung der im Süden Afghanistans gelegenen Stadt Kandahar mit Lebensmitteln zu versorgen. Kandahar war seit Ende September von jeglichen Hilfslieferungen abgeschnitten.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) konnte mittlerweile in den Städten Kabul, Herat, Mazar-I-Sharif, Dschalalabad sowie Kandahar Büros eröffnen. Durch die Präsenz in diesen Städten und Provinzen verspricht sich UNHCR eine effektivere Organisation der Hilfslieferungen sowie Unterstützung für rückkehrende Flüchtlinge und Binnenvertriebene.
Unterdessen setzte sich die Rückkehr der Flüchtlinge und Binnenvertriebenen fort. Nach Angaben des UNHCR lag die Zahl der Rückkehrer aus dem Iran und Pakistan im November und Dezember 2001 bei etwa 60.000 Personen. Darunter befanden sich sowohl Afghanen, die seit mehreren Jahren in den Nachbarländern lebten, als auch solche, die in Folge der jüngsten Kriegsereignisse geflohen waren. Seit Beginn dieses Jahres kehrten weitere 25.000 Flüchtlinge aus Pakistan sowie 10.000 aus dem Iran zurück. Unter den 50.000 Afghanen, die seit Mitte November in die Hauptstadt Kabul zurückkehrten, befanden sich größtenteils Binnenvertriebene. Angesichts der nach wie vor unsicheren Lage und den Witterungsbedingungen plant UNHCR eigenen Angaben zufolge, die Rückkehr der Flüchtlinge aus dem Iran und Pakistan erst gegen März ausdrücklich zu unterstützen.
Ferner berichtete UNHCR, dass sich etwa 13.000 Flüchtlinge an der Grenze zu Pakistan versammelt hätten. Pakistan verweigert ihnen jedoch trotz intensiver Bemühungen des UN-Flüchtlingshochkommissariats die Einreise und damit eine Aufnahme in grenznahen Lagern. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks stammen die Flüchtlinge vor allem aus dem südlichen Afghanistan. Als Fluchtgründe nannten sie die unsichere Lage in ihrem Herkunftsgebiet und einen Mangel an Lebensmitteln.