Im September 1997 veröffentlichten die amerikanischen Ministerien für Wirtschaft und Bildung einen Bericht, in dem vor einem wachsenden Mangel an Computerspezialisten, Systemanalytikern und Programmierern in den USA gewarnt wird. Seitdem setzt sich die Arbeitgeberlobby der Computerbranche verstärkt für eine Erleichterung der Einstellungsmöglichkeiten für ausländische Arbeitnehmer ein.
Die Information Technology Association of America (ITAA) spricht von 190.000 fehlenden Spezialisten in der High-Tech-Industrie; eine aktuelle Studie des Virginia Polytechnic Institute and State University geht sogar von 350.000 freien Stellen aus. Um den Bedarf an Fachkräften im High-Tech-Bereich zu decken, stellen amerikanische Firmen zunehmend Spezialisten aus dem Ausland ein. Ausländische Arbeitnehmer kommen in der Regel mit einem speziellen Arbeitsvisum (H-1B Visum) in die USA, das sie zu einem maximal sechsjährigen Aufenthalt berechtigt. 1990 wurde die Zahl dieser Visa auf 65.000 pro Jahr begrenzt. In den darauffolgenden Jahren stieg die Zahl der Anträge stetig an. 1997 vergab die amerikanische Einwanderungsbehörde erstmals die maximal zulässige Zahl für H-1B Visa und das bereits bis September.
Die ITAA fordert von der Regierung, daß die Regelungen zur Einstellung ausländischer Arbeitnehmer gelockert werden bzw. eine Begrenzung der H-1B Visa ganz aufgehoben wird. Die Clinton-Administration hingegen setzt auf einheimische Arbeitskräfte und verabschiedete ein Programm zur Umschulung amerikanischer Arbeitnehmer und zur Schaffung einer sogenannten nationalen Jobbörse im Bereich Hochtechnologie. Hierfür stellt die US-Regierung 28 Mio. US-Dollar zur Verfügung.
Der Bedarf an Computerspezialisten soll in den kommenden acht Jahren weiter wachsen, da in diesem Zeitraum etwa 1,3 Mio. neue Stellen entstehen werden. Kritiker stellen diese Zahlen jedoch in Frage und behaupten, daß diese Bedarfsrechnungen künstlich hochgerechnet seien, um die Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte zu rechtfertigen. Viele Experten glauben, daß amerikanische Arbeitgeber das H-1B Programm mißbrauchen. Für viele Computerfirmen ist es attraktiver, Fachkräfte aus dem Ausland einzustellen, da dies oft mit niedrigeren Tarifen und geringeren Arbeitgeberleistungen verbunden ist. Außerdem sind Arbeitskräfte, die ausschließlich des Jobs wegen ins Land kommen, flexibler einsetzbar. Der zeitlich begrenzte Aufenthaltsstatus der ausländischen Arbeitnehmer ermöglicht es den Firmen, immer wieder junge, unabhängige Personen einzustellen. Eine Lockerung der Bestimmungen ist vorerst nicht in Sicht. Der amerikanische Handelsminister William M. Daley machte deutlich, daß das Weiße Haus gegen eine Erhöhung der Quote für hochqualifizierte ausländische Arbeitnehmer ist. as
Quelle: Migration News 10/97, 2/98; Lori Nitschke High-tech workers may find immigration doors open wider, Deseret News Web, 1/98